Oreshki
Zaubernüsse mit Karamellfüllung

Das Los hat entschieden – oder vielmehr die Abstimmung. Denn auf Instagram habe ich euch mal wieder entscheiden lassen, welches Rezept es heute geben soll. Und nachdem es anfangs eigentlich eher nach saftigem Gulasch aussah, sind es jetzt doch diese köstlichen Zaubernüsse mit Karamellfüllung geworden. Und ich bin ein kleines bisschen froh. Einerseits, weil ich euch diesen Gaumenschmaus nicht vorenthalten mag, andererseits weil ich damit ganz besondere Emotionen verbinde.
Bis vor etwas mehr als drei Jahren wusste ich gar nicht, was Zaubernüsse überhaupt sind. Ich hatte sie noch nie gesehen geschweige denn gegessen. Und dann?

Dann haben sich auf wundersame Weise Wege gekreuzt und Menschen getroffen und neben einem Happy End gab es auch noch Zaubernüsse. Was jetzt so geheimnisvoll und gleichzeitig banal klingt, hat mich die letzten Jahre stark beeinflusst.

“Eine zwanzigminütige Laienreanimation überlebt man in der Regel nicht ohne irgendwelche Folgen”

Denn in etwas mehr als zwei Wochen feiert mein Vater seinen dritten Geburtstag. Richtig gelesen. Er hat quasi zwei Mal im Jahr Geburtstag der Glückspilz. Was passiert ist? Ist für mich heute noch schwer zu begreifen und vielleicht habe ich deshalb auch noch nie darüber geschrieben… Aber mein (fitter, schlanker und nichtrauchender) Vater hatte mit Anfang 50 beim Joggen einen Herzstillstand. Aus dem nichts. Von jetzt auf gleich. Ohne Vorwarnung. Rein medizinisch betrachtet wird das als “plötzlicher Herztod” bezeichnet. Weil er aber nicht tot ist, verwende ich den Begriff nicht so gerne.

Denn er hatte unwahrscheinliches Glück, dass so viele positive Faktoren zusammen kamen, und er den Herzstillstand unversehrt überlebt hat. Die Ärzte haben uns damals kaum Hoffnungen gemacht denn “eine zwanzigminütige Laienreanimation übersteht man in der Regel nicht ohne irgendwelche Folgen”. Zum Glück bestätigen Ausnahmen die Regel und mein Vater hatte nicht nur einen Schutzengel sondern ganz, ganz viele.

Und der größte davon war Helena – die Laiin. Also die, die mit der Reanimation alles richtig gemacht hat und die besagte Regel der Ärzte gebrochen hat.

Und wie schlage ich jetzt die Brücke von einer Ersthelferin zu den leckeren Zaubernüssen? 🙂 Ganz einfach – denn nachdem wir sie kurz nach dem Vorfall ausfindig machen konnten (sie hat sich gleich als der Notarzt da war einfach verkrümelt – als wäre es das natürlichste der Welt, nach Feierabend eben mal noch schnell ein Menschenleben zu retten), hat sich eine Freundschaft entwickelt. Leider habe ich nicht immer so viel Zeit für sie, wie ich gerne hätte aber wir sehen uns immer wieder und wenn es nur auf eine Tasse Schwarztee in ihrer Küche ist. Denn wie es der Zufall so will, teilen wir die Koch- und Backleidenschaft und halten uns eigentlich immer in ihrer Küche auf 🙂

Und eines Tages gab es dann eben diese köstlichen Oreshki. Sie waren schon fertig gebacken und gefüllt und wurden mir zu besagter Tasse Schwarztee serviert. Beim zweiten Mal kam ich zufällig, als die Nusshälften schon gebacken waren und wurde zum Füllen eingespannt und das letzte Mal habe ich darum gebeten, die Nüsse mit ihr zusammen machen zu dürfen. So habe ich mich quasi langsam ran getastet und hochgearbeitet 🙂

Zugegeben, sie machen eine Menge Arbeit aber ihr könnt das Rezept auch problemlos halbieren und habt trotzdem noch mehr als genug Zaubernüsse. Oder ihr macht anderen Menschen damit eine Freude und verschenkt einen Teil. In jedem Fall hat sie Zubereitung etwas meditatives und die Anschaffung des Waffeleisens* rentiert sich – denn man kann Oreshki auch in herzhaft machen und als Snack zum Aperitif reichen! Da kommen sicherlich noch ein paar Rezepte – versprochen!

Bei uns hat das übrigens fast Tradition. Ein Mal kam ich und wurde direkt zum Füllen von Krapfen eingespannt “Ach Kindchen, wenn du schon da bist, kannst du vielleicht die Krapfen füllen”. Und das find ich so toll denn wir sitzen dann in der Küche – okay ich sitze, sie steht meistens – und reden und werkeln und reden und werkeln und haben eine gute Zeit. Eine Tasse Tee hier, ein Witzchen da und man muss nicht aufpassen, was man sagt oder wie man es sagt.

Kenn ihr das? Je älter man wird desto schwieriger wird es, richtige Freunde zu finden. Als Kind sagt man schnell “Das ist meine Freundin” aber je älter man wird desto mehr Gedanken macht man sich, was der andere über einen denken, was man sagen darf und wie man es sagt.

Ich kann mich sehr glücklich schätzen, dass ich eine Handvoll Menschen in meinem Leben habe, bei denen ich wirklich uneingeschränkt so sein kann, wie ich bin. Richtige Freunde eben. Und das ist wohl auch eines der positivsten Dinge, die aus dem Herzstillstand meines Vaters hervorgegangen ist – ein Mensch, den ich wahnsinnig gerne leiden mag und bei dem ich so sein kann wie ich bin.

Ach, und natürlich die Oreshki 😀

Oreskhi
 
Zutaten
  • Für den Teig
  • 660 g Weizenmehl, gesiebt
  • 240 g Butter, kalt
  • 210 g Zucker
  • 3 Eier (M)
  • 1 TL Vanilleextrakt, selbstgemacht oder gekauft*
  • 15 g Backpulver*
  • 1 Prise Salz
  • Für die Füllung
  • 1 Dose gezuckerte Kondensmilch (z.B. Milchmädchen)*
  • 250 g Butter
  • 125 g gehackte Nüsse (Mandeln, Walnüsse)
Zubereitung
  1. Für die Füllung das Etikett der Dose abmachen und die Dose in einen großen Topf stellen. So viel Wasser in den Topf gießen, dass die Dose zu ⅔ unter Wasser ist. Das Wasser zum Kochen bringen und zugedeckt ca. 2 Stunden kochen lassen.
  2. Die Dose nun aus dem heißen Wasser nehmen und vollständig abkühlen lassen. Dieser Schritt lässt sich auch schon einige Tage oder Wochen im Voraus machen.
  3. Für den Teig zunächst die Eier zusammen mit dem Zucker und dem Vanilleextrakt in eine Schüssel geben und mit dem Handrührgerät oder der Küchenmaschine auf höchster Stufe weißcremig schlagen. Das dauert einige Minuten.
  4. Nun das Mehl zusammen mit der Prise Salz und der Butter zur Ei-Zucker-Masse geben und von Hand oder mit der Maschine zu einem glatten Teig verkneten.
  5. Den Teig abdecken und auf der Arbeitsplatte für 15 Minuten ruhen lassen. In der Zwischenzeit den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen und ein Backblech mit Backpapier auslegen.
  6. Die Nüsse auf das Blech geben und auf mittlerer Schiene auf Sicht rösten - ca. 5-10 Minuten. Nun abkühlen lassen und fein hacken.
  7. Nun ein Stück vom Teig abnehmen, daraus eine Wurst formen und mit dem Messer ein Stück Teig abschneiden. Die Teigstücke sollten - je nach Waffeleisen* - ca. 6 g schwer sein (mit der Waage kontrollieren).
  8. Sobald der komplette Teig portioniert ist, das Waffeleisen vorheizen und die Schalen ausbacken.
  9. Sollte sich ein zu großer Rand bilden, warten bis die Schalen leicht abgekühlt sind und mit einem scharfen Messer nachformen.
  10. Wenn der Teig komplett ausgebacken ist, die gezuckerte karamellisierte Kondensmilch zusammen mit der weichen Butter in eine Schüssel geben und mit dem Handrührgerät kräftig aufschlagen. Nun die Nüsse unterheben.
  11. Die Füllung in einen Spritzbeutel* geben, eine kleine Spitze abschneiden und immer jeweils eine Hälfte füllen. Die Creme dabei großzügig aufspritzen, dass die zweite Hälfte auch gut gefüllt ist.
  12. Die zweite Hälfte darauf setzen und die Oreskhi vorsichtig in eine große Keksdose legen.

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4 thoughts on “Oreshki
Zaubernüsse mit Karamellfüllung

  1. Ach sehen die toll aus! Bei größeren Familienfesten gibt’s es bei uns auch sehr oft Oreskhi 🙂 ich habe leider noch kein Oreskhi-Waffeleisen, muss mir aber spätestens nach diesen tollen Bildern eins zulegen!
    Und auch eine schöne Geschichte wie du überhaupt zu diesen Nüsschen gekommen bist, sehr gut dass in diesem Fall die Ausnahmen die Regel bestätigen 🙂
    Liebe Grüße, Anastasia

    PS: Deine Dose für die Oreskhi sieht einfach super schick aus! ♥

    1. Liebe Anastasia,
      ich danke für deinen lieben Kommentar! Ich hatte auch lange keines, denn Helena hat mir immer angeboten, dass ich ihres ausleihen könnte aber wenn mir mal spontan der Sinn nach Oreshki steht, dann kann ich jetzt welche machen. So spontan wie man Oreshki halt machen kann 🙂
      Ja, ich bin auch sehr, sehr froh, dass es kleine Wunder gibt und nicht immer all das zutrifft, was die Ärzte sagen. Sie können sich auch nur an Erfahrungswerten orientieren – den genauen Ausgang entscheiden dann das Schicksal 🙂
      Viele liebe Grüße,
      Janina
      P.S. Ich bin auch ganz verliebt in diese Dose, ist sie nicht hübsch? Leider kommt sie viel zu selten zum Einsatz!

  2. Deine Orrschki sehen ganz fantastisch aus! Darf ich fragen von welcher Firma dein Nussbäcker konkret ist… da man bei meinem aktuellen die Rillen leider gar nicht sehen kann.

  3. Liebe Janina,
    Ich wollte mich schon so lange bei Dir für dieses fantastische Rezept bedanken!
    Ich backe die Oreschki seit Jahren nach genau Deinem Rezept und sie sind perfekt.
    Klar, sehr aufwendig, aber es lohnt sich. Für mich ist das pure Kindheitserinnerung. Ich danke Dir also sehr.
    Liebe Grüße
    Natalja

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