{Rezension} Dolci Italiani von Cettina Vicenzino (Edition Fackelträger)

Habe ich schon mal erwähnt, dass ich ein absoluter Italienfan bin? Also, eigentlich sehr zum Leidwesen meines Mannes. Der hatte als Kind mal einen Italienurlaub erlebt, der aus unerfindlichen Gründen keinen guten Eindruck bei ihm hinterlassen hat. Und so sind wir zu Beginn unserer Beziehung öfter nach Frankreich gefahren – da konnte er sich eher mit anfreunden als Italien.

Das ist inzwischen allerdings Schnee von gestern. Nach einem Kurztrip an den Lago d’Iseo vor ein paar Jahren ist sein Trauma kuriert und Italien offiziell auf unserer Urlaubsliste. Vor etwas mehr als einem Jahr haben wir sogar Weihnachten und Neujahr auf Sizilien verbracht – und weil ich absolut und unbedingt Olivenöl in rauen Mengen mitnehmen wollte, sind wir die ganze Strecke mit dem Auto gefahren… Naja und weil wir so auch ein Mal quer durch ganz Italien gefahren sind.
Wie dem auch sei – Italien ist nicht nur wegen seiner Landschaft und den überaus netten Menschen so sehenswert sondern natürlich auch aufgrund der vielen Köstlichkeiten. Ich sage nur so viel: Auf Sizilien haben wir uns von Cannoli Siciliani ernährt und meine Küchenausstattung wurde durch Mettalröhrchen für deren Herstellung erweitert.
Umso erfreuter war ich also, als ich sah, dass der Verlag Edition Fackelträger ein neues Buch herausbringen würde. Dolci Italiani – Süße Verführung auf Italienisch* von  Cettina Vicenzino

Zur Autorin

Cettina Vicenzino wurde auf Sizilien geboren und kam zu Beginn der 70er Jahre mit ihrer Familie nach Köln. Hier eröffneten ihre Eltern ein italienisches Restaurant. Die Leidenschaft lag somit in der Familie. Später zog es sie für ein Mode- und Kunststudium nach Hamburg. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann in Bayern und auf Sizilien und arbeitet als Buchautorin, Fotografin, Stylistin und Fotoproduzentin. Das Buch Dolci Italiani – Süße Verführung auf Italienisch ist bereits ihr drittes Werk – im Jahr 2009 erschien ihr erstes Buch “Mamma Maria! – Familienrezepte aus Sizilien” gefolgt von “Cucina vegetariana” im Jahr 2014. Das neue Buch ist das erste, das sich ausschließlich den Süßspeisen der italienischen Küche widmet.

Erster Eindruck

Das Cover passt zum Thema. Warum? Kann ich nicht sagen. Vielleicht liegt es an der geschwungenen Schrift, die goldfarben hinterlegt ist. Vielleicht an dem Gemälde links im Eck. Jedenfalls sieht das Cover edel aus und allein der Titel “Dolci Italiani” schreit: Öffne mich! Ich bin nun mal ein riesiger Fan von Süßspeisen aller Art und da hat Italien wirklich einiges zu bieten.
Nach dem ersten Durchblättern kann man festhalten, dass die Seiten eine angenehme Stärke haben, sie lassen sich nach dem ein oder anderen Küchenmissgeschick gut abwischen und es gibt wirklich unzählige sehr ansprechende Bilder, die zum Nachmachen animieren.


Inhalt

Das Vorwort von Cettina Vicenzino ist kurz gehalten aber dennoch sehr lesenswert, erfährt man hier was Dolci eigentlich sind, wo sie ihren Ursprung haben und wann sie traditionellerweise in Italien zubereitet werden. Außerdem bekommt man schon zu Beginn des Buches einen Tipp, wie man den Alkohol, den die Italiener sehr gerne zur Herstellung ihrer Dolci verwenden, ersetzen kann.
Es folgen insgesamt 6 Kapitel wobei die Autorin die verschiedenen Rezepte unter anderem nach Regionen sortiert hat. So kann man sich mithilfe des Buches von norditalienischen Apfelkiachl bis ganz in den Süden zu Fichi ripieni al cioccolato (Feigen im Schokomantel) durcharbeiten. Abgesehen davon gibt es noch die Unterteilung in “Weltstar-Dolci”, ein Kapitel das Klassiker wie Tiramesù und Panna cotta enthält und “Festtags-Dolci” mit Spezialitäten, die zu bestimmten Feiertagen serviert werden. Die Kapitel sind also folgende:
  • Norden
  • Zentrum
  • Süden
  • Inseln
  • Weltstar-Dolci
  • Festtags-Dolci
Jedes der ersten vier Kapitel ist wieder unterteilt sodass tatsächlich alle 20 Regionen Italiens ihren Auftritt haben und sich und ihre Dolci präsentieren können.
Zu jeder Region gibt es eine Seite, auf der für die Region typische Zutaten vorgestellt werden. Sehr lehrreich und vor allem sehr interessant aufbereitet, da alles kurz gehalten ist. Wer Angst hat, ellenlange Romane zu finden, kann aufatmen. Das Lesen und Lernen macht in diesem Fall wirklich Spaß.

Ich bin ein sehr visueller Mensch und möchte natürlich – wenn möglich – zu jedem Rezept ein Bild haben. Wer da ähnlich tickt wie ich, wird nicht enttäuscht. Es gibt tatsächlich zu jedem Rezept ein Foto und man weiß, wie das Ergebnis im besten Fall aussehen wird.

Die Rezepte

Wie bereits erwähnt, sind die Rezepte nach Regionen gegliedert. Es überrascht also nicht, dass die für die Region typischen Zutaten Verwendung finden. Von einfachen Keksen, über Kuchen bis hin zu Torten und allerhand leckeren “Kleinigkeiten” ist alles zu finden. Für das ein oder andere Rezept sollte man eine gewisse Routine in der Küche kennen allerdings gibt es auch ausreichend Rezepte, die für Anfänger geeignet sind.
Praktisch finde ich, dass immer angegeben wird, wieviele Stücke das Rezept schlussendlich ergibt und mit welcher Back- und Auskühlzeit man rechnen muss. So lässt sich das Rezept auf den ersten Blick einschätzen und man weiß, ob man für die Zubereitung noch genug Zeit hat oder ob der nächste Kaffeeplausch oder die bevorstehende Essenseinladung schon zu bald sind.
Wer ab und zu meine Koch- und Backbuchrezensionen liest weiß, dass ich stets mehrere Rezepte ausprobiere um feststellen zu können, ob die Rezepte funktionieren und in sich schlüssig sind. Natürlich kann ich nicht alle ausprobieren (meine Waage würde sonst nur noch Error anzeigen) aber ich versuche einfachere und schwierigere Rezepte zu testen. In diesem Fall habe ich folgende Rezepte getestet:
  • Torta Gianduia
  • Latte Dolce Fritto
  • Baci di Perugia
Und was soll ich sagen? Auf meiner Liste stehen noch unzählige Rezepte mehr. Die Ergebnisse waren in jedem Fall mehr als vielversprechend. Die Torta Gianduia kam bei meiner Familie so gut an, dass ich sie hier auch gleich bloggen werde. Was mir wirklich entgegen kam, ist dass sich die Zubereitung auf 2 Tage erstreckt. So steht man nicht ewig in der Küche und das Ergebnis ist dennoch wahnsinnig saftig und sehr, sehr lecker. Das Rezept hat einwandfrei funktioniert. Aber seht selbst:

Torta Gianduia
 
Für eine 20 cm Backform*
Zutaten
  • Für die Crema Gianduia braucht ihr:
  • 100 g Haselnüsse
  • 75 g dunkle Schokolade
  • 15 g Kakaobutter
  • 60 g Zucker
  • 200 g Sahne
  • Für die Tortenböden braucht ihr:
  • 2 Eier (L)
  • 80 g Zucker
  • 1 Prise Salz
  • 30 g Weizenmehl (Type 405)
  • 7 g Backpulver
  • 20 g Stärke
  • 20 g Backkakao
  • Für die Tränke braucht ihr:
  • 15 g Zucker
  • 50 ml Wasser
  • 15 ml Maraschino oder Rum
  • Für die Glasur benötigt ihr:
  • 150 g Zartbitterkuvertüre
  • 20 g Kokosfett
  • 15 g Sonnenblumenöl
  • 80 g Aprikosenkonfitüre (für meinen Geschmack sogar ein bisschen mehr)
Zubereitung
  1. Den Backofen auf 140 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Die Haselnüsse auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen und für 8-10 Minuten im Ofen rösten. Danach auf ein sauberes Geschirrtuch geben und die Nüsse gegeneinander reiben um die Häutchen zu entfernen.
  2. Die Schokolade zusammen mit der Kakaobutter über einem Wasserbad schmelzen. Währenddessen den Zucker in einer beschichteten Pfanne schmelzen und die Nüsse dazu geben - für ca. 1 Minute karamellisieren lassen. Zucker und Nüsse in der Küchenmaschine oder einem Mixer grob mixen. Nun die flüssige Schokolade und 6 EL Sahne dazugeben und zu einer Creme mixen (bei mir waren noch ein paar Stückchen drin und das hat uns sehr gut gefallen). Die Nusscreme abkühlen lassen. Währenddessen die restliche Sahne steif schlagen und anschliepend unter die kalte Nussmischung heben. Die Crema Gianduia in ein Gefäß geben und ca. 12 Stunden im Kühlschrank fest werden lassen.
  3. Für die Biskuitböden den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen und eine Backform von 18-20 cm Durchmesser mit Backpapier auslegen (ich habe eine 18 cm Form benutzt). Die Eier trennen. Die Eigelbe zusammen mit zwei Drittel des Zuckers cremig schlagen. Das Eiweiß mit einer Prise Salz und 2 EL kaltem Wasser steif schlagen, dabei langsam den restlichen Zucker einrieseln lassen. Die Eiweißmasse vorsichtig unter die Eigelbe ziehen. Das Mehl mit dem Backpulver, der Stärke und dem Kakaopulver vermischen und auf die Eimasse sieben. Vorsichtig unterheben. Den Teig in die vorbereitete Form geben und auf mittlerer Stufe in ca. 20-30 Minuten (je nach Größe der Backform) backen - Stäbchenprobe nicht vergessen! Den fertigen Boden aus dem Backofen holen, kurz abkühlen lassen und dann auf ein Abkühlgitter stürzen. Den Boden waagerecht in der Mitte durchschneiden (am besten funktioniert das, wenn ihr ihn über Nacht ganz auskühlen lasst).
  4. Für die Biskuittränke das Wasser mit dem Zucker in einen kleinen Topf geben und etwas einkochen lassen. Von der Platte ziehen und abkühlen lassen, dann den Maraschino (Rum) untermischen.
  5. Für die Glasur, die Kuvertüre zusammen mit dem Kokosfett und dem Sonnenblumenöl über dem Wasserbad schmelzen. Die Aprikosenkonfitüre mit ½ EL Wasser erhitzen und wieder etwas abkühlen lassen.
  6. Die Tränke großzügig auf den Tortenboden und -deckel geben. Ein Drittel der Aprikosenkonfitüre auf auf den Böden verteilen und die Crema Gianduia dick darüber geben und glatt streichen. Den Deckel daraufsetzen. Nun den Deckel und die Seiten der Torte mit etwas Konfitüre einstreichen. Die Torte auf ein Kuchengitter setzen und dieses auf ein Backblech stellen (so minimiert ihr die Sauerei). Die Tortenglasur über die Torte geben und dabei darauf achten, dass sie gleichmäßig über die Seiten läuft und die komplette Torte mit Glasur bedeckt ist. Die Torte nun ca. 12 Stunden in den Kühlschrank stellen.
  7. Hört sich mords kompliziert an? Ist es gar nicht. Das Rezept ist nur so lange, weil wirklich jeder Schritt beschrieben ist. Am ersten Tag stellt ihr die Crema Gianduia und die Böden her, am nächsten Tag (am besten morgens) füllt und überzieht ihr sie. So könnt ihr sie dann nachmittags servieren. Sie muss nicht unbedingt 12 Stunden im Kühlschrank stehen... Kann aber durchaus auch eine Nacht mehr dort verbringen da sie aufgrund der Tränke sehr saftig ist.

Fazit

Ich habe mich ein klein wenig in das Buch verliebt. Ich liebe die italienischen Dolci und freue mich darauf, nach und nach immer wieder Neues ausprobieren zu können. Endlich habe ich ein Rezept für Cannoli siciliani, die definitiv auf meiner Liste stehen. Alleine schon, weil der Gatte sie so sehr liebt. Das Buch wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet und die Rezepte sind sehr abwechslungsreich. Es ist für jeden Geschmack und für jedes handwerkliche Geschick etwas dabei. Und beim nächsten Italienbesuch werde ich – je nach Region – die Augen besonders offen halten denn jetzt kenne ich die Dolci der einzelnen Regionen.

Infos

Titel: Dolci Italiani – Süße Verführung auf Italienisch*
Autorin: Cettina Vicenzino
Erschienen im Verlag Edition Fackelträger
ISBN-13: 978-3-7716-4629-5
144 Seiten
19,99 Euro

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